1. |
Explosion
04:07
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Synapsen funken durch die Gegend, überall Gewitter
die Nebennieren pumpen schwer Adrenalin, ich zitter
Gedanken splattern durch den Kopf wie bei nem Stroboskop
ich bin auch schon fünf Schritte vor, man munkelt, dass ich tob
Möglichkeiten gibt’s genug, sich aufzuregen
auf ruhig Blut ne Schippe draufzulegen
Explosion – mit einem lauten Knall
Explosion – bricht es heraus
ganz ohne Plan – ein Blitz, ein Donnerhall
wie ein Vulkan – breche ich aus
Wenn andre eine Lösung suchen,
find ichs viel schöner, laut zu fluchen
wahren andre Contenance,
witter ich die große Chance
was andre Leute sich nicht trauen,
einfach rauszuhauen
ich schreie einfach, was ich will
und um mich wird es still
Die Welt liegt fest in Spießerhänden,
die nie Kritik verdienen
böse Blicke, die nie enden
hinter wackelnden Gardinen
So leben wir in schöner Symbiose
Ihr regt mich auf, ich brülle es raus
Ihr macht Euch in die Hose
und meine Nebennieren schütten wieder aus
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2. |
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Solang ich denken kann wurd er gestoßen
er wurde ausgelacht und oft bedrängt
machte sich in schon volle Hosen
und wurde eingeengt
Wenn andere zusammen standen
stand er allein, abseits und doch in Sicht
hoffte auf Freunde die ihn abseits fanden
doch Freunde gab es nicht
So stand er jahrelang mit seinen Träumen
ging allem Ärger aus dem Weg
aus Angst, er könnt das bisschen Glück versäumen
das ihm das Schicksal hingelegt
Erträumte sich ne andre Rolle
die eigne warf er in den Dreck
und endlich tat er mal was er wollte
und schob die Ängste weg
Das ist das Ende der Bescheidenheit
der Tellerrand wird flach, der Blick wird weit
der Horizont zum Greifen nah
ich bin fast da!
Auf Wiedersehn, du dunkle Welt
den Schatten hab ich aufgehellt
Ich bin ab nun mein eignes Licht
Du hältst mich nicht
Noch lange Zeit blieb er bei seinen Träumen
im wahren Leben war es schwer
jedoch begann in ihm der Grimm zu schäumen
und fiel über ihn her
Eines Tages platzte seine Hülle
Bewusstsein brach sich seine Bahn
er ließ hinaus die ganze Fülle
und fing zu leben an
Von nun an steht er näher an der Mitte
doch geht sein Blick noch immer hin zum Rand
er liest in Augen dort die stille Bitte
wo einst er Träume fand
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3. |
Zuhaus
03:04
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Grad noch mittendrin macht es plötzlich BUMM
ich weiß nicht, wo ich bin und schau um mich herum
Drüben an der Theke steht ganz lässig
ein langhaariger Freak, sein Blick sagt „Ich fress Dich!“
Wie kommst Du denn hier rein? Ich will sagen „Beschwer Dich!“
doch lass es lieber sein, der Typ scheint gefährlich
Ich gehe weiter; niemand, den ich kenn
es wär wohl gescheiter, wenn ich langsam geh statt renn
um runterzukommen brauch ich erst mal ein Glas
doch habe ich vernommen, hier gibts nichts fürn Spaß
Wo bin ich gelandet, das darf doch nicht sein
immer tapp ich mitten in die größte Scheiße rein
und während ich hader und lauthals rumpimmel
ertönt eine Stimme „Still, Du bist hier im Himmel!“
Ich bin echt geschockt und denke „Mannomann“
das wird so langsam richtig abgefahrn
dann seh ich ja meine Freunde von früher
und meine Familie, die leben doch hier?
Doch alles, was ich sehe will mir nicht gefallen
egal wie weit ich gehe durch die heiligen Hallen
heilfromme Sprüche, doch nichts zu trinken
nur edle Choräle, wie tief kann man sinken
Ich gestehe mir ein, hier wirst Du nicht froh
und biege in nen Gang, der führt zum Klo
Daneben in der Tür seh' ich einen stehn
den hab ich zu Lebzeiten öfters gesehn
Daneben ein Engel mit Schminkmund und Straps
die beiden tun sich gütlich an ner großen Pulle Schnaps
Ich frag: „Wo kann man hier feiern?“ Er sagt: „Hier herein!“
„Pack den Teufel an den Eiern!“ und er lädt mich ein
Die Treppe runter aus den heilgen Hallen raus
ich werd wieder munter
Hier bin ich zuhaus!
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4. |
Vier Wünsche
03:11
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kurz vor acht
die Straße voll
ich renn wie toll
doch plötzlich kracht ein PKW
in einen andren
ach herjeh
alles steht ich komm nicht weg
häng fest im Dreck
bin viel zu spät
als ich überlege wie ich rauskomm
bleib ich unwillkürlich stehn:
Ich hab den lieben Gott gesehn
Dort drüben an der Kreuzung steht er ganz in weiß
er winkt mich zu sich rüber, ich gehe hin und weiß
schon wieder ist ein Jahr vorbei er fragt mich heut erneut
Ein einzig kleiner Wusch bleibt Dir, was wünschest Du Dir heut
Wir kennen uns schon lange
der liebe Gott und ich
ich traf ihn auf der Straße, ober besser, er traf mich
Er hatte gute Laune, ich plötzlich Wünsche frei
Ich hätte gerne vier gehabt, er gab mir aber drei
Der Erste ging verloren
ich hab nicht nachgedacht
Krieg heut noch rote Ohren
was ham wir zwei gelacht
Der Zweiter war fürs Fahrrad
denn das war grade platt
und Fahrradreifenflicken hab ich wirklich ziemlich satt
Beim Dritten bin ich klüger, den halt ich mir noch frei
jetzt kommt der liebe Gott einmal im Jahr bei mir vorbei
Ich kann mich nicht entscheiden, das tut mir richtig leid
Doch ham wir zwei einmal im Jahr ne richtig schöne Zeit
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5. |
Wider besseres Wissen
03:44
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Ich wache auf und fall fast um
ihr Blick haut mich glatt aus den Schuhn
Ja, bin ich doch immer noch so dumm?
ich dacht ich würde so was nie mehr tun
Wider besseres Wissen
wieder besser gewusst
wieder schlechtes Gewissen
nimmt mich das Schicksal sich zur Brust
Weck mich nicht auf, dann tuts auch nicht weh
s kommt früh genug, dass ich wieder klar seh
bis dahin bleibt die Illusion
diesmal klappts, ich schaff das schon!
Alles, was hier reinpasst, wird gezogen
und je mehr drin ist, je mehr passt rein
Folgen werden niemals abgewogen
das Rückenmark regiert, das Hirn ist klein
Alles, was beflügelt, zieht nach unten
der Himmel muss unterm Boden sein
ich suche ihn, doch ich hab ich ihn gefunden
und trotzdem stürz ich immer in ihn rein
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6. |
Ammenmärchen
03:57
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Glaubst Du noch an den Weihnachtsmann
dass man auf Besen fliegen kann
und dass der Nachtkrabb kommt in tiefer Nacht?
Der Fuß klebt fest beim Tritt aufs Gleis
Glück bringt der Tritt in Hundescheiß
so hat das Schicksal immer alle Macht
Jeder lacht über so Kram
keiner der es je ernst nahm
doch probierts auch keiner aus
denn vielleicht ist ja was dran
vielleicht gibts den schwarzen Mann
fliegen Hexen übers Haus
Kreuzt eine Katze Deinen Weg
achte woher, wohin sie geht,
alles ist wichtig und kann entscheidend sein
Fällt Dir ein Spiegel von der Wand
winkt Dir die böse Schicksalshand
stell Dich schon mal auf dunkle Tage ein
Zieh nie ne Tüte übern Kopf
sofort erstickst Du armer Tropf
ein dunkles Ende dann im Sarg wirds geben.
Oder Du lebst noch in der Kist
die langsam schon vermodert ist
und Du teilst Regenwürmer, die danach noch leben
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7. |
Langsam
04:01
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Langsam lauf ich durch die Straße
wenn der Regen fällt
hab den Duft in meiner Nase
was ne schöne Welt
Winter ist vorbei der Strenge, weg die Enge
langsam wird es warm
Langsam steh ich auf am morgen
hab nicht viel zu tun
um mich macht sich keiner Sorgen
da sind die immun
jagen mich von Ort zu Ort
von der Brücke fort - langsam
Sooo langsam langsam langsam langsam
Hie und da n 10-Pfennig-Stück und selten mal ein Lächeln
und mit wirklich riesen Glück ein Hoffnugsfrischluftfächeln
stinke halt so ist es eben, habe nur dies eine Leben - langsam
Vielleicht geh ich wieder auf die Reise, wenns mir hier nicht passt
zieh woanders meine Kreise, wo man mich nicht hasst
obs das gibt und wenn dann wo? Sterben muss man sowieso
Soooo langsam langsam langsam langsam
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8. |
Ouzosolde
04:01
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Du kommst zu spät
schenkst Dir noch ein zwei ein
bis sichs bisschen dreht
machst n Test auf einem Bein
kein Zittern mehr
die Flasche leer
platzt Du in die Party rein
rumzulabern fällt Dir jetzt gar nicht mehr schwer
bisschen lachen
bisschen paffen
mehr Schein als sein...
Du sagst Dir: Schön isses hier
bei Schnaps und ner Tasse Bier
keine kleinen weißen Mäuse mehr
alles wird leicht und leer
alles wird leicht und leer
Ouzoouzosolde – hast Schnee, das ganze Jahr,
am Bahnhof steht Frau Holle, doch Flocken sind keine da.
Die besten Jahre sind vorbei, man siehts Dir an
hast erlebt so allerlei, dir fehlt auch n Mann
die Stimme verraucht, ziemlich verbraucht, machen dich nur Katzen an,
der ganze Tag hat dich ziemlich geschlaucht, doch jetzt willst Du Fun
Die letzten Leute gehn nach Haus
Du bleibst allein
Du weißt Du musst gleich raus
doch du willst nicht heim
Die Wohnung leer, schon lange her
dass dort einmal Stimmung war
ich geh da nicht hin, ich bleib wo ich bin
hier bin ich ein Star
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9. |
Underdog
02:48
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Wenn ich morgens aufsteh mitten in der Nacht
weiß ich es wird Scheiße den ganzen Tag
Guck ich in den Spiegel, dann könnt ich grade spein
mein Schicksal ist besiegelt, voll in die Fresse rein
und es wird niemals besser, niemals besser sein
früher redete mir das mal jemand ein
Die Hähnchen nehm' ich aus,
den ganzen Tag
das ist ein wahrer Graus
als läg ich schon im Sarg
Die Kohle muss ich machen
der Rest ist scheißegal
und abends lass ich's krachen
jedesmal
Du bist der Underdog
Spielt ruhig Eure Spielchen ich mische mich nicht ein
ihr denkt wohl, soviel Dumpfheit passt in einen gar nicht rein
doch täuscht Euch nicht, ich komme eines Tages noch ganz groß raus
wenn ich die Chance bekomme, ich hol zum Schlag schon aus
Bis dahin mach ich weiter
was ich am besten kann
oft mürrisch und nie heiter
ich bleibe dran
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10. |
Schwester
04:00
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Mit jedem Meter den du gehst
gehst du dem Ziel entgegen
kannst niemals bleiben stehn.
An jeder Kreuzung wo du stehst
musst du wählen zwischen Wegen
Du kannst nur einen gehn
es führt kein einzger Weg zurück
jeder Moment stellt neue Weichen
und niemals wirst Du sehn
An jeder Kreuzung wird ne Schwester Dir geboren
sie ist wie Du doch biegt sie ab
Ihr kennt euch nicht habt aus den Augen euch verloren
und trefft euch erst im Grab
Was wenn Du Deine Schwester treffen würdest
würdest Du sie auch verstehn
würdest du sie überhaupt erkennen
würdet du dich in ihr sehn?
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11. |
Sandmann
03:10
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Ein jeder Mensch hat seine Zeit
die rieselt wie der Sand
das Stundenglas ist oben weit
zuerst voll bis hin zum Rand
Doch stetig rieselt Korn für Korn
durch den engen Flaschenhals
das Leben rennt nach vorn
es geht viel schneller als
man glauben kann. Der Boden ist
schon lange ganz bedeckt
Und eh Du Dir im Klaren bist
hat ein Kegel sich gereckt
Man sagt, es sei der Gang der Welt
Die Zeit, sie kehrt nie wieder
wie Sand, der stumpf nach unten fällt
darüber singt er Lieder
Seit tausend Jahren sammelt er den Sand
von denen, die nicht leben
Von denen, die sich stellen an den Rand
die nichts nach außen geben
Seit tausend Jahren, müd und ausgebrannt
am liebsten würd er sterben
doch einer muss ihn sammeln, all den Sand
Sein Schicksal, sein Verderben
Es streut den Sand in unsre Augen
am Abend, dass wir schlafen
Der Samen unsrer Träume keimt
Sie loben oder strafen
Sie sind der Sand von irgendwo
den jemand nicht genutzt
Wir träumen nur, was selten froh
der Sandmann aufgeputzt
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12. |
Ein schöner neuer Tag
02:41
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Ein schöner neuer Tag
Rauch steigt auf über dem Kosovo
und wenn dort nicht mehr, dann anderswo
ich verdiene gut daran
Ich hab nen guten Draht
zu den Herren dort im Bundestag
kenne jeden und weiß, was er mag
und ich tue, was ich kann
Demokratie, das ist Philosophie
und das ist nun mal nicht mein Geschäft
Ein Ideal, das erreicht man halt nie
ich verdien lieber gut als nur schlecht
Schrei du nur
fall aus der Spur
ich hab zwar schlechten Atem, aber lang
Die Umsatzkurve steigt
und mit ihr die Arbeitslosigkeit
Umweltschäden, ach das hat noch Zeit
die Familie ist gesund
und wenn die Sintflut naht
dann bin ich bestimmt nicht schuld daran
und mein Konto geht euch gar nichts an
meine Rente zahlt der Staat
Was soll ich denn beim Staat
echte Macht hat nur das Kapital
Deutsche Bank, Mercedes und Aral,
RWE und Mannesmann
und wir sind nicht allein
wen wir wollen, kaufen wir uns ein
spiel doch mit uns, oder lass es sein
doch dann kriegen wir dich drann
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